Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
„Ich dachte, Mobbing sei out?“
Das dachte ich auch, ist es aber leider nicht. Vor einigen Wochen kam eine Klientin zu mir, eine junge, kluge und auch toughe Frau, die ihre Arbeit wirklich liebte und mit vollem Engagement umsetzte.
Ihr Traumjob. Wäre da nicht – die fiese Chefin, die ihr von Tag 1 das Leben schwer machte. Um die Geschehnisse anschaulich zu beschreiben, nennen wir die Klientin Frau B. und die Chefin Frau N.
Frau N. hat im Betrieb die leitende Stelle und ist dafür bekannt, laut zu schreien, Mitarbeiter zu beschimpfen und wird im allgemeinen von allen gefürchtet.
Als Frau B. neu im Unternehmen anfängt, ist sie sozusagen Futter für Frau N., die sie nach Beschreibungen der Klientin ständig auf dem Kicker hat.
Selbst dem Kollegium fällt das auf. Sie drücken ihr Bedauern aus, dass mit Frau B. so umgegangen werde und bestätigen Frau B. immer wieder, was sie für eine tolle Mitarbeiterin sei und, dass dies alles nichts mit ihr zu tun habe.
So tröstend das in dem Moment sein mochte, eine Lösung war es für Frau B. nicht. Sie schlief zunehmend schlechter, weinte oftmals stundenlang, hatte Angst in die Arbeit zu gehen und fürchtete sich vor dem Kontakt mit der Chefin Frau N.
Ein weiterer Fakt, der die Lage der Mitarbeiterin Frau B. erschwert: die Chefin Frau N. ist Mitglied im Betriebsrat. Das hieße, dass sämtliche Beschwerden, selbst jene, die ihre Person betreffen, auf direktem Weg auch bei ihr landen würden.
Frau B. fühlte sich in der Falle.
Was die Persönlichkeit von Frau N. angeht, bestätigt sich hier das perfide Vorgehen einer Dark Leaderin. Um ihre Art wissend, hat sie mit der Wahl in den Betriebsrat quasi Vorkehrungen getroffen, um nicht wirklich belangt werden zu können.
Die Dunkle Triade der Führung, auch Dark Leadership genannt wird wie folgt diskutiert:
Narzisstische Führungskräfte zeigen vergleichsweise die höchste intrinsische Führungsmotivation und Führungseffektivität. Obwohl sie sehr stark auf sich selbst bezogen sind, stehen Narzissten in hoher Abhängigkeit zu ihrem sozialen Umfeld: Sie sehnen sich nach Anerkennung und Bewunderung. Narzisstische Führungskräfte sind zwar dominant, verstehen es jedoch, wie sie ihre Geführten mittels hoher Ideale und Visionen inspirieren können. Narzisstische Führungskräfte können sehr charismatisch sein.
Machiavellistische Führungskräfte zeigen ein autoritäres und pragmatisches Führungsverhalten. Sie sind relativ selbstkontrolliert und planen, entscheiden, organisieren sowie kontrollieren gerne. Demnach repräsentieren sie protypische Manager und Verwalter. Machiavellisten orientieren sich an ihren langfristigen Zielen (Macht, Status, Geld und subtile Einflussnahme), wobei die Erlangung einer Führungsposition mehr Mittel zum Zweck ist. Im Gegensatz zu narzisstischen haben machiavellistische Manager nur wenig intrinsisches Interesse an der Führung. Sie weisen eine stark berechnende Form der Führungsmotivation auf.
Psychopathische Führungskräfte zeigen ein sehr impulsives und unberechenbares Führungsverhalten. Auf Basis ihres hohen Machtmotivs und ihrer Tendenz, das soziale Umfeld dominieren zu wollen, streben psychopathische Führungskräfte unablässig danach, an die Spitze einer Organisation zu gelangen. Im organisationalen Kontext teilen sie ihre Welt in Freund und Feind auf. Ähnlich wie die machiavellistischen nutzen psychopathische Führungskräfte manipulative Taktiken, um ihre Ziele zu erreichen. Psychopathische Führungskräfte sind jedoch stärker auf die Erlangung von kurzfristigen Zielen ausgerichtet. Als die dunkelste Form von Dark Leadership kann die psychopathische Führung sehr negative Auswirkungen auf die Geführten und die Organisation ausüben.
Was haben alle drei Führungsstile der Dunklen Triade gemeinsam?
Die narzisstische, machiavellistische und psychopathische Führung verfügen über ein hohes egozentrisches Machtmotiv und eine starke soziale Dominanzorientierung. Das zentrale Ziel von Dark Leadership zeigt sich darin, dass hohe und prestigeträchtige Führungspositionen erlangt werden, welche direkt mit Macht, Status und Erfolg in Verbindung stehen.
Zurück zu unseren Fall.
Anhand des Verhalten der Frau N. lässt sich ein psychopathischer Führungsstil erkennen. So gern ich hier Hoffnung auf Besserung machen würde – das wäre schwierig bis unrealistisch. Mit der psychopathischen Führung ist nicht zu spaßen.
Was ist zu tun? Welche Möglichkeiten gibt es für Frau B. oder für Sie, falls Sie ebenfalls betroffen sind?
Sind Sie ausgeliefert?
Nein!
Das Vorgehen ist hier zwar komplex, aber in konkreten Schritten lösbar!
- Dokumentieren Sie die Übergriffe des Vorgesetzten mit Datum, Uhrzeit und möglichen Zeugen.
- Spielen sich die Übergriffe unter 4 Augen ab und fehlen somit die Zeugen, lassen Sie das Diktiergerät des Handys oder die Kamera laufen.
- Sollte sich das Verhalten des/der Vorgesetzten nicht verändern, ist es also nichts vorübergehendes, wenden Sie sich an den Betriebsrat. Auch wenn – wie in unserem Fall das Subjekt der Beschwerde im Betriebsrat sitzt. Wenden Sie sich in dem Fall an einen anderen Mitarbeiter des Betriebsrats und bitten Sie um ein Gespräch unter 4 oder 6 Augen ohne den/die Vorgesetzte/n.
- Lassen Sie sich vom Hausarzt oder Psychologen bescheinigen, dass Sie unter den Mobbingversuchen am Arbeitsplatz leiden.
- Suchen Sie das Gespräch zum Chef/zur Chefin. Sprechen Sie das Verhalten an und machen Sie deutlich, dass Sie Ihre Arbeit gern machen, dieses Verhalten jedoch nicht billigen, sich hier Änderung wünschen.
- Nun gibt es genau 2 Möglichkeiten:
Variante 1: Angetan von Ihrem Mut, sich dem Verhalten entgegenzusetzen, lässt der/die Vorgesetzte nun von Ihnen ab und sucht sich sehr wahrscheinlich ein anderes Opfer. Hier sind Sie zwar aus dem Schneider, können sich aber in einem ruhigen Moment fragen, ob es wirklich das ist, was Sie sich für Ihr Berufsleben wünschen: unter solch einer Führungskraft zu arbeiten.
Variante 2: Sie kündigen, atmen durch und finden den Job, der besser zu Ihnen passt, wo Sie als Person geschätzt und gut behandelt werden. Das steht Ihnen nämlich zu!
Für diesen Fall ist die oben beschriebene Dokumentation sehr wichtig. Folgen Sie den empfohlenen Schritten, werden Sie bei der Agentur für Arbeit keine Sperrfrist bekommen und können sofort Arbeitslosengeld beziehen.
Meine Klientin hat sich nach erfolgter Dokumentation für die Kündigung entschieden. Um bei der nächsten Stelle mehr Glück und Wohlbefinden zu spüren, konnten wir die Werte der Klientin eingrenzen, damit diese schon im Bewerbungsverfahren auf der für sie richtigen Spur ist.
Franziska Lô
Unverbindliches Erstgespräch
Wir klären in einem 20-minütgen Erstgespräch Ihr Anliegen und damit meinen Auftrag. Das heißt Sie benennen, woran Sie arbeiten möchten, wo der Schuh drückt, wo es Konflikte gibt, was Ihnen schwer fällt, was Sie erlernen möchten. Oder: Sie beschreiben schlicht Ihr Unwohlsein, Ihre Baustelle.
Soweit mir das Thema vertraut ist, begleite ich Sie mit meinem Wissen, durch konkrete Fragetechniken und Übungen auf Ihrem Weg zu Ihrem Wohlgefühl.
Wie lange wir zusammen arbeiten, entscheiden Sie. Die Häufigkeit der Sitzungen besprechen wir entsprechend Ihres Bedarfs. Meine Praxis ist ein Privatpraxis für Selbstzahler.